Was ist GFK?
Sie möchten etwas verändern, sprechen ein
Kindergartenkind, Eltern oder eine Kollegin freundlich an und hören
lediglich eine Verteidigung, einen Vorwurf oder einen Gegenangriff. Sie
möchten etwas Freundliches sagen und erhalten leider nur eine unhöfliche
oder patzige Antwort. Sie wollen ein Gespräch führen und ganz schnell
endet das Gespräch unglücklich. Das Positive, das Sie zu erreichen
versuchen, ist scheinbar nicht angekommen. Ihr Gesprächspartner fühlt
sich lediglich provoziert. Besonders in angespannten, stressigen
Situationen sind wir manchmal hilflos. Es scheint uns die Fähigkeit zu
fehlen, effektiv kommunizieren zu können.
Dieser Artikel soll Ihnen eine Idee geben,
wie hilfreich und weit reichend es sein kann, Gespräche zufrieden
stellender und effektiver zu gestalten und zu führen. Mit Hilfe der
"Gewaltfreien Kommunikation" lassen sich Konflikte, Streit, Gewalt,
Missverständnisse und Gängeleien vermeiden, um Mitgefühl und Verständnis
aufkommen zu lassen.
Gewaltfreie
Kommunikation (GFK) = Einfühlsame Kommunikation |
Die gewaltfreie Kommunikation wurde von
Dr. Marshall B. Rosenberg entwickelt. Der amerikanische Psychologe
studierte Jahren bei Carl R. Rogers. Rogers selbst hat in den 50er und
60er Jahren entscheidend zu einer Wende in der Kommunikation
beigetragen: weg von einer direktiven, ratgebenden zu einer lösungs- und
ressourcenorientierten sowie einfühlsamen Gesprächsführung. Im
Mittelpunkt steht die Person - nicht das Problem. Ziel dieser Art von
Austausch ist es, für eine zufrieden stellende Situation zu sorgen.
Bei der gewaltfreien Kommunikation handelt
es sich um nicht um eine Strategie, sondern vielmehr um eine innere
Haltung. Diese ist gekennzeichnet durch Respekt, Wertschätzung, Achtung
und vor allem einer klaren Selbstvertretung. Es handelt sich um eine
sanfte Methode mit einer kraftvollen Wirkung.
Trennende Kommunikation –
gewaltvolle Sprache
Oberflächlich betrachtet kommen wir mit
der Art und Weise, wie wir miteinander sprechen, recht gut zurecht. Ab
und an fällt uns auf, dass es nicht so glatt läuft, wir ärgern uns, sind
enttäuscht, fühlen uns unverstanden und spüren „Gegenwind“ vielleicht
sogar Ablehnung. Ein harmloses Gespräch endet mit einem Missverständnis,
Ärger oder Frust – manchmal auch mit Streit. Wir empfinden Vorwürfe,
Beleidigungen, Unterstellungen, Schuldzuweisungen und Ratschläge und
Schweigen einer Person als trennend. Oft sind es die unterschwelligen
subtilen Bemerkungen, die uns verletzen und verwirren können.
Rosenberg zählt derartige Formen der
Kommunikation zur Gewaltvollen Sprache, weil sie meist mit negativen
Gefühlen enden: Hilflosigkeit, Ärger, Frust, Trauer, Enttäuschung… Die
Worte dieser Sprache werden als Machtmittel missbraucht und beim
Gegenüber als Gewalt/Bedrohung erlebt: Schuld, Scham, Strafe und sogar
Belohnung (vgl. Rosenberg 2004).
Zum Erlernen des
Kommunikationsmodells gibt es vier Schritte:
Beobachtung –
Gefühl – Bedürfnis – Bitte |
Diese vier Schritte
sollen zum einen zur Selbstklärung dienen und den eigenen Standpunkt
verdeutlichen (Was brauche, will ich selbst?). Zum anderen sollen diese
vier Schritte auch die Sicht des Anderen, das Verständnis für den
Standpunkt des Anderen (Einfühlung, Empathie) einbeziehen. Wenn man sich
diese beiden Sichtweisen dieser vier Schritte verinnerlicht und bewusst
macht und entsprechend einsetzt, kann die Grundlage für eine gewaltfreie
Kommunikation geschafft werden.
Ein grundlegender
Aspekt dieser Art der Kommunikation ist, dass sie im Jetzt stattfindet.
Gefühle und Bedürfnisse habe ich im Jetzt. Die Gefühle und Bedürfnisse,
die ich gestern hatte, sind nicht mehr zu erfüllen und relevant. Sie
sind dies nur, wenn die Gefühle bis heute andauern, sich nicht geändert
haben und daher auch im Jetzt präsent sind. So habe ich beispielsweise
heute Angst, alleine im Wald spazieren zu gehen – auch wenn ich diese
Angst schon früher hatte, so fühle ich sie auch heute und habe jetzt, in
diesem Moment, das Bedürfnis nach Sicherheit.
1. Schritt:
Beobachtung
Die Benennung einer
Beobachtung dient im Wesentlichen der Schaffung einer gemeinsamen Basis.
Alle Beteiligten der Kommunikation wissen so, worüber gesprochen wird.
Wichtig hierbei ist, dass wir hierbei ohne Interpretation und Bewertung
benennen, was wir wahrnehmen. Jede hinzugeführte Interpretation kann
hierbei zu Missverständnissen und einem unangenehmen Verlauf der
Kommunikation führen, daher ist es sinnvoll, diese zu meiden.
2. Schritt: Gefühle
In einem weiteren
Schritt kann nun die Beschreibung dessen folgen, was ich fühle – ohne
direkte oder indirekte Schuldzuweisung. Hierbei ist es hilfreich, sich
bewusst zu machen, dass mit dem Beschreiben der eigenen Gefühle mitunter
indirekte Vorwürfe an sein Gegenüber oder eine Sache tätig werden
können. Es sollte über die Aussagen deutlich werden, dass die Ursache
für ein Gefühl bei uns selbst liegt und der Grund meines Gefühls nicht
einer Begebenheit, Sache oder Menschen zugeordnet wird.
Durch die
Bewusstmachung dieser verschiedenen Sichtweisen übernehmen wir die
Verantwortung für unsere Gefühle (gefühlt und verbal!). Der Grund für
meine Gefühle liegt in mir – in meinen Bedürfnissen (vgl. Gaschler
2007).
Sogar in Situationen,
in denen wir versuchen, durch Offenheit Klärung zu erwirken, laufen wir
Gefahr, unserem Gegenüber unterschwellige Vorwürfe zu machen. Wir tun
das nicht mit Vorsatz – vor allem dann nicht, wenn wir Sätze mit der
Formulierung: „Ich fühle mich…“ beginnen. Doch auch hier kann es
passieren, dass das Gefühl mit einem Vorwurf gekoppelt ist (vgl.
Holler/Heim 2004). Diese versteckte Bewertung des Anderen kann zu einem
schwierigen Gesprächsverlauf führen, der nicht gewollt ist. Zur Klärung
hilft hier die Frage, ob Sie selbst das Gefühl auch verspüren, ohne dass
die Person gegenüber dazu negativ beiträgt. Ist dies der Fall, dann
handelt es sich um ein wirkliches Gefühl, das Sie in sich verspüren. Im
anderen Falle ist es in erster Linie ein Vorwurf, eine Anmerkung an das
Verhalten des Gegenüber und weniger ein Gefühl an sich.
Den Satz „Ich fühle
mich missverstanden“ könnte man beispielsweise umformulieren in: „Ich
habe den Eindruck, dass ich mich hier missverständlich ausgedrückt
habe.“ Diese Formulierung spart einen direkten Angriff auf den
Kommunikationspartner aus.
3. Schritt: Bedürfnisse
Es folgt nun die
Formulierung eines Bedürfnisses, das durch die Situation oder Haltung
der anderen Person nicht befriedigt wird. Bedürfnisse stehen im
Mittelpunkt der einfühlsamen Kommunikation. Sie sind die Triebfeder, der
Motor, der uns antreibt. Alles, was wir tun oder unternehmen, hat zum
Ziel, unsere Bedürfnisse zu erfüllen. Manchmal erscheint es uns, als
würden unsere Handlungsweisen genau das Gegenteil bezwecken.
Um das
Kommunikationsmodell zu verstehen, ist es wichtig zu wissen, dass
Bedürfnisse verschiedener Menschen nicht im Konflikt zueinander stehen
können!
Felixs Bedürfnis war
die Zugehörigkeit. Weil er nicht wusste, wie er das von Anne, Paul und
Lisa erfüllt bekommen sollte, war seine Strategie Zerstörung. Natürlich
will Felix am liebsten mit Anne, Paul und Lisa im Sandkasten spielen und
eine Burg bauen – doch das ist nicht der einzige Weg, sein Bedürfnis
nach Zugehörigkeit zu erfüllen. Felix hätte auch die Möglichkeit mit
Sabine und Yvonne Fangen zu spielen.
Konflikte entstehen
selbst dann nicht, wenn es sich um scheinbar widersprüchliche
Bedürfnisse handelt. Bedürfnisse, die scheinbar nicht kompatibel
erscheinen.
Wenn wir einen
Konflikt lösen wollen, können wir nach den Bedürfnissen fragen, die
hinter der Strategie liegen, und so gemeinsam neue Strategien finden,
die beiden Seiten die Chance zur Bedürfniserfüllung geben.
Hinter diesem Schritt
verbirgt sich noch eine weitere große Chance! Wenden wir unser Augenmerk
stärker darauf, wie wir unsere Bedürfnisse erfüllt bekommen – eine
Ich-Bezogenheit zu mehr Eigenliebe. Denn erst, wenn ich meine
Bedürfnisse wahrnehme und beachte, habe ich auf Dauer die Kraft, mich um
die Bedürfnisse der Anderen zu bemühen und zu kümmern.
4. Schritt: Bitte
Die spezifische Bitte
dient dazu, dem Anderen klar zu verstehen zu geben, was wir von ihm
möchten. Was kann er oder sie konkret tun, um unsere Lebensqualität zu
verbessern? Für die Formulierung einer Bitte können verschiedene
Kriterien genannt werden.
Gewaltfreie Kommunikation als Chance
Setzen sie sich mit
sich auseinander! Sorgen Sie für sich, um mehr Empathie mit anderen
empfinden und für diese da sein zu können. So eröffnet sich für Sie z.B.
die Möglichkeit zufrieden stellende, Weg weisende, liebevolle,
einfühlsame, schlichtende, lösungsorientierte, ressourcenvolle, …
Gespräche zu führen.
Vielleicht sind Sie
neugierig, wie der systematische Ablauf der „einfühlsamen Kommunikation“
in der Praxis aussehen kann und ob man dieses Kommunikationsmodell auch
in Ihrer Einrichtung integrieren kann?
Kontakt:
info@konfliktvermittler-training.de |
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